Kapitän Heinrich Paasch (1835 - 1904)

  • Ein Dahmer  Fischerjunge

  • international gefragter Kapitän

  • Sachverständiger des Lloyds of London in Antwerpen für Havarie

  • Autor des viersprachigen Schifffahrt-Wörterbuches „Vom Kiel zum Flaggenkopf“

  • selbstloser Spender von öffentlichen Plätzen und Alleen in Dahme und Grube.

Zu der zweifellos bedeutendsten Persönlichkeit aus unserem Ort, dessen Name weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden ist und in Seefahrtskreisen auch heute noch nicht an  Bedeutung verloren hat, möchten wir unseren Interessenten hier eine kurze Lebensbeschreibung geben.

 

Am 7.Januar 1835 wurde in einem kleinen Fischerhaus dort, wo heute das Geschäft „Konsum“ (2016: Asia Grill) steht, Johan Heinrich Paasch als Sohn des Fischers Johann-Hinrich Paasch und seiner Ehefrau Friderica-Carolina, geb. Schuldten geboren. Die Eheleute Paasch verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem Fischfang und die meiste Zeit seiner Jugend fuhr Heinrich Paasch mit seinem Vater auf die See hinaus, wobei auch die Häfen von Fehmarn, Neustadt, Lübeck und Wismar angesteuert wurden. Die Schule besuchte er daher eigentlich nur in den Wintermonaten, aber er hatte ein außerordentlich gutes Gedächtnis und eine schnelle Auffassungsgabe und die Fahrten mit seinem Vater auf die See hatten ihm schon in der Jugend eine Umsichtigkeit und auch Härte anerzogen, ohne die er wahrscheinlich seinen schwersten Schicksalsschlag selbst gar nicht überlebt hätte. Am 25. Oktober 1848 - er war 13 Jahre alt – wurde ihr Schiff auf der Fahrt von Neustadt nach Dahme von einem Sturm überrascht und der Vater durch eine Sturzsee über Bord gespült; der Sohn konnte ihn nicht mehr retten, es gelang ihm aber, das Schiff gegen den Sturm zu halten und mit ihm dem Untergang und damit dem sicheren Tod zu entrinnen.

 

Trotz dieses fürchterlichen Jugenderlebnisses beschloss er dennoch, zur See zu fahren und heuerte mit 15 Jahren auf der damals entstehenden deutschen Flotte an und tat danach, als unsere wagrische Heimat unter dänische Herrschaft kam, auch Dienst auf dänischen Schiffen, bis er dann als Matrose und später als Steuermann auf deutschen, holländischen und amerikanischen Handelsschiffen sich die Voraussetzungen zum Erwerb des Kapitänspatentes schaffte, das er 1862 erhielt. Als 27- jähriger Kapitän befehligte er von 1862 bis 1870 einen russischen Ostindienfahrer. In dieser Zeit, am 21. September 1864 heiratete er die Tochter Claudine des damaligen Compastors Georg-Hinrich E y l e r zu Grube und durch diese Heirat wurde seine Zuneigung auch zum Heimatort Grube seiner Frau begründet und es ist überliefert, dass seine Frau ihn auf den meisten seiner Reisen begleitete.

Mit besten seemännischen Zeugnissen versehen gab Heinrich Paasch dann 1870 die aktive Seefahrt auf und wählte Antwerpen als seine neue Heimat, wo er bereits 3 Jahre später den Posten eines Inspektors des Englischen Lloyds für Belgien bekleidete und in den folgenden 15 Jahren verwertete er seine Erfahrungen und sammelte neue Erkenntnisse, durch die er dann bei allen seefahrenden Nationen dieser Erde bekannt geworden ist.

 

Der Lloyd ist eine Versicherungsgesellschaft mit börsenmäßigem Betrieb besonders der Seeversicherung. Während seiner langjährigen Dienstzeit wurden durch den Lloyd mehr als 4000 Schiffe auf ihre Tauglichkeit geprüft und in vielen Fällen wurde Kapitän Paasch als Sachverständiger bei Bergungen, Kollisionen usw. zu Rate gezogen. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen verwertete er dann als Schriftsteller bei seinem bekannten Werk "Vom Kiel bis zum Flaggenknopf", das in drei Sprachen mit je 5000 Exemplaren 1885 in Antwerpen herausgegeben wurde. Zwar schrieb ihm ein bekannter Buchhändler: „Ihr Werk ist ausgezeichnet, aber es tut mir leid, dass Sie die Kosten zu tragen haben, denn Sie werden bestimmt Ihren Einsatz verlieren". Aber das Gegenteil trat ein; das Buch erregte so große Aufmerksamkeit bei allen Behörden der seefahrenden Nationen, dass bereits 1894 eine zweite, erweiterte Auflage und sogar eine dritte herausgegeben wurden mit jeweils mehr als 10 000 Exemplaren, die jedoch erst nach seinem Tode erschien. Deutsche, französische und englische Freunde führten sein Werk zu Ende und 1908 wurde es in London zuletzt in fünf Sprachen - die vorgenannten und noch italienisch und spanisch - herausgebracht. Doch über alle diese Erfolge hinweg haben die Eheleute Paasch ihre Heimatorte Dahme und Grube nie vergessen, fast jedes Jahr kamen sie einmal in ihren Urlaub hierher, zum letzten Male im Jahre 1903. Am 25. März 1904 entschlief Kapitän Heinrich Paasch im Alter von 69 Jahren, mitten in den Vorbereitungen für die letzte Auflage seines Werkes.

 

In der Lebensgeschichte von Heinrich Paasch, geschrieben von Wille Bargholz aus Hamburg, aus der  diese kurze Schilderung entnommen ist, heißt es: „Wie so oft in der Geschichte der Menschheit verloren Freunde und Bekannte des Kapitäns einen Menschen, der die Tradition achtete und ehrte,  der seine Heimatliebe durch Gemeinschaftssinn und Geselligkeit ausdrückte und immer zur Stelle war, wenn es um brüderliche Zusammenarbeit und Zusammenhalt ging“. Dieser Heimatliebe haben die Eheleute Paasch noch für uns  sichtbaren Ausdruck verleihen können durch die von ihnen 1903 der Gemeinde Dahme gestiftete "Paasch-Eyler-Allee" und auch im Nachbarort Grube haben sie zur Gestaltung des "Paasch-Eyler-Platzes" beigetragen. Im April 1899 wurde der „Wall“, eine Insel im Gruber See durch die Initiative einiger Gruber Bürger angekauft und die Gruber Brand- und Schützengilde beteiligte sich ebenfalls an der geplanten Ausgestaltung als Treffpunkt bei Veranstaltungen. Da aber das Geld nicht reichte, bat man den sich gerade in Dahme aufhaltenden Kapitän Paasch um finanzielle Unterstützung und, es erfüllte ihn mit Freude, dem Geburtsort seiner Frau auf solche Weise helfen zu können.

 

Für uns ist die Heimatliebe der Eheleute Paasch Verpflichtung, ihrer ebenfalls in dankbarer Erinnerung zu gedenken.

 

(aus der Feder von Reinhold Reshöft)