Was ist eigentlich aus Dahmes Daniel Düsentrieb geworden?

Vor mehr als 20 Jahren erschien in den Lübecker Nachrichten ein Artikel von Jutta Colschen über den Dahmer Erfinder Andreas Babbe. Sie nannte ihn "Dahmes Danile Düsentrieb.

Andreas wurde 1967 als Sohn von Manfred „Manni“ Babbe und Annelie, geb. Grab, in Dahme geboren.  Manfred Babbes Vorfahren waren Rademacher und Stellmacher in Dahme und schon 1874 besaß ein Friedrich Babbe mehrere Grundstücke und Häuser im „Ünnerdörp“. Annelies Vater, Max Grab, hatte eine Plambeck geheiratet und betrieb ein Imbissrestaurant an der Stelle wo heute das Haus Panorama in Dahme liegt.

In der Schule war Andreas nur durchschnittlich. Die naturwissenschaftlichen Fächer, Mathematik, Physik und Chemie waren ok, die humanistischen interessierten ihn jedoch nicht so. Auf der Realschule in Lensahn bekam er sogar eine sechs in Französisch.  Nach seiner Lehre als Installateur bei Hans-Karl Möller in Dahme machte er seinen Führerschein und durfte mit dem Golf seiner Oma durch die Gegend fahren. An diesem Auto ärgerten ihn die rostigen Metallfelgen und er grübelte darüber nach, wie man bessere Felgen machen könnte, Felgen aus Kunststoff. Nun muss man sagen dass Anfang der 90-er Jahre das Internet noch nicht ausgebaut war und einfache Suchungen über Google noch nicht möglich waren.

 

In mühseliger Kleinarbeit, den Besuch von Bibliotheken, dem Studium von Fachzeitschriften, den Kontakt mit anderen Erfindern, über Telefon, schriftlich oder durch persönliche Besuche baute sich Andreas das nötige Fachwissen, Kompetenzen und ein tragfähiges Netzwerk auf, um seine Idee voran zu treiben. 

Die Idee ein PKW Rad aus Kunststoff zu fertigen war ja nicht neu, aber alle Versuche ein zugelassenes Rad zu marktgerechten Preisen zu entwickeln waren gescheitert. Selbst große Konzerne bissen sich daran die Zähne aus. Aber Andreas Babbe und sein Kompagnon Jens Sager aus Grube gaben nicht auf. Sie konnten an den Erfahrungen einiger Erfinder aus den großen Konzernen partizipieren, schafften sich Kunststoffpressen aus VEB Beständen an und konnten in eigenen Versuchen das Konzept verbessern. Nach fünf Jahren war es dann endlich soweit, das erste Autorad aus Kunststoff  war vom TÜV eingehend geprüft worden und hatte die allgemeine Betriebserlaubnis erhalten. Damit war der Weg für die Serienproduktion frei. Mit Hilfe eines Investors gründeten die beiden die Firma BTE auf dem Gruber Industriegelände bei der Meierei, wo die Produktion auch mit ein paar dutzend Mitarbeitern anlief. Das neue Kunststoffrad hatte zwar eine Reihe von Vorteilen wie Korrosionsbeständigkeit, Gewichtsersparnis, Geräusch-minderung und verbesserter Abführung von Bremsenergie, d.h. es erlaubte kürzere Bremsstrecken, war aber etwa doppelt so teuer wie ein gutes Aluminiumrad und damit nur für Hochleistungs-automobile geeignet. Die beiden Gründer wollten gerne die Entwicklung in Richtung Massenproduktion weiter treiben, aber der Investor mit dem größeren Anteil am Betriebsvermögen wollte anderes. Es kam zum Bruch und die beiden ließen sich auszahlen. 

 

Hier schleift Andreas Babbe Kufen für deutsche Olympiateilnehemer.

 

 

 

 

Das nächste Projekt war 1992 die Konstruktion eines Power Boats, ein Trimaran der mit mehr als 100 km/h über das Wasser flitzen konnte.

Der GP 43 war bis zu 145 Stundenkilometer schnell, 13 Meter lang und wurde von zwei vom Mercedes-Haustuner AMG hoch-gezüchteten 5,5 Liter Achtzylindermotoren mit jeweils 365 PS angetrieben. Der Rumpf war aus speziellen Kunststoffharzen mit Kohle- und Aramidfasern verstärkt  und wurde in Neustadt am Holm hergestellt. Für das 400 000 Euro teure Boot gab es in Deutschland keinen Markt, so die Firma wurde 2001 nach Florida verkauft.

Andreas Babbe und sein Kompagnon Jens Sager besaßen viel zu viel Energie, um sich schon zur Ruhe zu setzen, und waren voll von Ideen. Sie entwickelten eine nahezu verschleißfreie Bremsscheibe und konnten die Rechte daran 2008 an die Firma Bosch verkaufen.  Diese Technologie findet jetzt u.A im neuen Porsche Cayenne  Turbo Anwendung. An dieser Entwicklung haben die Beiden sechs Jahre lang, in enger Zusammenarbeit mit Rennteams aus aller Welt, gearbeitet.

 

Im April 2009 kauften sie eine kleine Firma mit Lasertechnik in Lübeck, entwickelten und etablierten diese in Neustadt. Heute ist die F&F Lasertechnik das größte Unternehmen der F&F Gruppe (http://ff-lasertechnik.de/de/unternehmen.html)  und arbeitet im  gesamten Bereich der Blechbearbeitung und dem Komponenten-bau, von Klein- bis zu Großserien.  

Durch ständige Investitionen in  modernste Anlagen und nahezu vollständige Automatisierung kostengünstig mit hervorragender Qualität gefertigt werden. 

 

Die Firma ist spezialisiert auf  das Laserschweißen, Laserschneiden und Stanzen mit Laser sowie die Behandlung von Oberflächen, Kanten, das  Fräsen, Drehen und weiteren Arbeiten. Etwa 50 Mitarbeiter arbeiten  hier rund um die Uhr und beauf-sichtigen die teuren Maschinen.

Der FF Lasertechnik ist es auch gelungen Claudia Pechstein, Rekord-Olympiasiegerin im Eislauf, als Entwicklungspartnerin für die Laser Kufenschleiftechnologie zu gewinnen.

Die Zukunft sieht rosig aus und Andreas beklagt, dass in Dahme nie Gewerbegebiete ausgewiesen wurden, ansonsten hätte er sich auch denken können die Firma in Dahme zu etablieren.

Seit Neuestem schleifen sie auch die Kufen für den deutschern Olympiabob von Nico Walther.

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Kufen für Olympia
Nach Viererbob-Silber in Südkorea: Nico Walther besucht „F&F Lasertechnik“ – Ostholsteiner steigen in Kufen-Bau ein – Bob-Pilot sucht Anschieber im Norden.
LN 20180324 Andreas Babbe-Olympia Kufen.
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