Meine Kindheit/ Jugend in Dahme

Meine persönliche Dahme-Geschichte               von Birte Schmidt


Nicht in Dahme geboren, aber mit Dahmer Ostseewasser getauft,

unterhalb des Leuchtfeuers am Dahmer Kliff, an den Ufern der Steilküste in Dahmeshöved,

eine Hütte aus Holz mit Plumpsklo irgendwo im Nirgendwo,

Erinnerungen an eine lange Treppe aus Holz hinunter zum Strand,

wo sich Eimer und Schaufel zum Buddeln befand,

Erinnerungen an eine freilaufende Hühnerschar,

eine riesengroße Pfütze beim Bauern nebenan und

frische Landluft überall,

 

Dahme, das war unbeschwerte Kindheit und Füße im Sand,

mit stetigem Wind, mal rauh, mal lau und salziger Sommerluft,

erste Schwimmübungen mit Ring und Flügeln in seichter Bucht,

Übung macht den Meister, wie ein Fisch im Wasser,

nach langen Runden in tiefer, kalter Ostsee begleitet von den DLRG-Geistern

und mutigem Sprung von der Seebrücke

gab’s dann das langersehnte Schwimmabzeichen,

mit Keschern nach Krabben, Babyschollen, allerlei Meeresbewohnern und Quallen gesucht,

Schlickschlachten, Baden und Plantschen, bis die Lippen blau vor Kälte,

Versteckspiele mit Nachbarskindern zwischen den Körben am Strand,

in der Abenddämmerung mit Taschenlampen, bis der Mond am Himmel stand,

Sandburgen bauen, Ball spielen zu Wasser und im Sand,

Tauchen, Schnorcheln, Boot fahren und surfen üben, bis man’s kann,

spannende Strandfunde, Muscheln, Bernsteine, Donnerkeile, Hühnergötter und so,

grüne Grashüpfer im hohen Gras am Deich, Eidechsen beim Sonnenbad auf der Deichmauer,

von Langeweile keine Spur, unser Abenteuerspielplatz war die Natur.

 

Dahme, das war Backfisch und leckere Salate von Peters Fischkiste an der Promenade am Strand,

das war so manche Leckerei vom Feinkostladen Peters in der Seestraße, der Duft von Holsteiner

Mettwurst und geräuchertem Schinken, der dort von der Decke baumelte,

das war der Duft von frisch gekochter Erbsensuppe bei Schlachterei Theo Lehmbeck,

das war Joghurt Spezial, Milchshake, Eisbecher „Dahmer Möwenschiss“ und

so manches leckere Gericht in der Dahmer Milchbar bei Familie Bruhn,

das waren leckere Torten und Kuchen vom Café Babbe in der Leuchtturmstraße,

das waren Postkarten, Bilder und Souvenirs im Fotogeschäft Dreyer an der Promenade,

das war fangfrischer Fisch von unserem Fischer Kurt Niemann bei den alten Fischerbuden,

das war das gleichmäßige Blinken des Dahmer Leuchtturms am Abend,

das verlockende Licht der Freiheit für Menschen von der Küste gegenüber,

das war das Tuten des Nebelhorns -lang, kurz, kurz- in langen dunklen Herbst- und Winternächten,

das war der unheimliche Schein der Suchscheinwerfer von der Küste drüben in Meckpomm,

der in klarer Nacht glitzernd bis an unser Ufer reichte,

 

Dahme, das ist ein Himmel in den Farben von azur- und hellblau bis grau,

mit kristallklarem, stillem Wasser in Flaschengrün oder in tosendem Graublau außer Rand und Band,

das sind Sonnenaufgänge in allen Farbnuancen von goldfarben bis orange, von rosa bis lila,

jeden Tag anders und immer wieder einzigartig,

mit ostseeeigener Musik, einem Akkord aus Wind und Wellen,

mit dem Lachen, Miauen, Jaulen und Gackern der frechen Sturm- und Silbermöwen,

dem kehligen Gurren der Lachmöwen an lauen Sommerabenden,

dem Trillern und alles übertönenden, hellen Schreien der schnellen Austernfischer,

dem Gepiepe der kleinen Sanderlinge, die unscheinbaren Miniaturstrandläufer,

mit surfenden Schwänen in der Brandung, denen es am See zu langweilig ist,

eifrigen Eis- und Eiderenten im Winter mit hübschem Gefieder,

und Banden von Kormoranen, die pelikangleich ganze Aale und Schollen vertilgen,

mit kleinen frechen Seesoldaten, Krebsen, Ohren- und Feuerquallen tanzend in den Wellen,

zwischen grünen, braunen und roten Algen, Blasen- und Zuckertang,

 

Die Strömung des Lebens spült manche hinaus in die Welt zu anderen Ufern,

den Horizont weiten, den Blickwinkel verändern, Fokus neu einstellen,

wie Zugvögel und Wanderfische, navigieren in fremden Revieren,

starke Erinnerungen bleiben, sie tragen uns in die Zukunft,

schaffen Vertrauen und Beständigkeit für Neues und Veränderungen,

und führen uns irgendwann zurück zum Ausgangspunkt, wo alles begann,

in Dahme am Strand.

 

Birte Schmidt, Februar 2019

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Mein Sommer in der Pension Sonnenschein / Haus Daheim

Guten Tag, ich heiße Heli Helminen und komme aus Finnland. Ich habe im Sommer 1971 im Haus Sonnenschein (& Gästehaus Daheim) in Dahme mit einigen Freundinnen gearbeitet. Damals haben Martha und Ewald Scharffenberg die Pension geleitet. In den 80er Jahren haben wir auch einmal mit meiner Familie und Freunden das Haus Sonnenschein und Daheim als Gäste besucht.


Ich und eine Freundin von mir hatten im Sommer 1971 im Haus Sonnenschein Ferienjobs als Kellnerinnen. Wir waren damals 18-19-jährige Gymnasiastinnen. Die Arbeitstage in der Pensionat waren lang und wir waren ständig in Eile, da es viele Gäste zu versorgen gab. Doch wir haben gewöhnlich gutes Feedback bekommen. Am Anfang gab es Probleme mit der Sprache, aber nach und nach haben wir immer mehr gelernt. Obwohl die Arbeit uns schwer und sehr anspruchsvoll war, hatten wir noch abends Energie unser junges Leben zu geniessen. Wir haben am Strand und in den Diskotheken mit anderen Jugendlichen gefeiert, oft bis spät in die Nacht. Ich glaube ich habe nicht sehr viel geschlafen in diesem wunderbaren Sommer.    

 Dahme war ein hübscher Ort mit seinen schönen Gebäuden und Rosengärten. Die Nähe der See hat ihm eine ganz eigene Prägung geschenkt. Ich kann immer noch das Rauschen der Ostsee hören. Ich kann gut sagen, dass ich mich in Dahme, und all das was an seinen Stränden und in den Gassen im Sommer 1971 passiert ist, verliebt habe. Ja, ich habe dort sogar eine unvergessliche Liebesgeschichte erlebt.   

     

      Nun bin ich Lehrerin vom Beruf, aber schon in Rente. Neben Schreiben bin ich Hobbygärtnerin und reise ab und zu in verschiedene        Länder.   Ich habe beschlossen ein Buch von unseren Erfahrungen im Haus Sonnenschein in Dahme im Sommer 1971 zu schreiben. Ich habe schon ein Bisschen Material dafür gesammelt und hoffe, dass es auch in Deutsche übersetzt wird.

 

Heidi Helminen, Februar 2019


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Dahme, mein Lieblingsbad

Ich erinnere mich noch gut an unsere ersten Ferien in Dahme in den frühen Fünfziger-Jahren.

Nach einer langen Busfahrt von Hamburg, bei der der Bus alle kleinen Badeorte in der Lübecker Bucht abklapperte, kamen wir am Dorfplatz vor dem Strandhotel an. Beindruckend die stolze Fassade im Seebäder-Stil, wie auch die große Scheunenwand mit dem Ochsenkopf daran.

 Wir wohnten nicht weit davon im „Haus Meeresrauschen“ bei der Familie Stolterfoot. Das Haus heißt heute nicht mehr „Meeresrauschen“ und liegt aber immer noch an der Ecke „Strandstraße / Am Deich“, direkt neben dem imposanten Hotel „Holsteinischer Hof“ (heute „Seehotel Lönö“) und gegenüber vom „Hamburger Hof“ (heute nur noch zwei Luken aus dem Dach vorhanden). Im „Hosteinichen Hof“ der Familie Boysen hatten wir einen Mittagstisch. Was uns Kindern am meisten imponierte, war, dass wir beim Essen Stoffservietten in einer mit Namen beschrifteten Tasche neben den Tellern hatten (Wow!).

Die Familie Stolterfoot hatte ihr ganzes Haus vermietet und wohnte in dieser Ferienzeit in einem Holzhaus, hinten im Garten. In Erinnerung geblieben ist mir die gute Seele dieses Hauses; ich glaube, sie hieß „Fräulein Peters“.

 

Trat man aus dem Haus und war man über die Treppe über den Deich gelangt, teilte sich der Weg und führte beidseitig an der alten Lesehalle vorbei. Rechts am Büro des Bademeisters (Ich glaube, er hieß Baer? Unter ihm habe ich schwimmen gelernt bis zum Grundschein der DLRG.) hing eine Wetterkarte des Deutschen Wetterdienstes im Schaukasten, die mein Vater jeden Morgen studierte und uns Kindern die Wetterlage eingehend interpretierte.

Links kam man an dem Bücher- und Zeitschriftengeschäft mit Leihbücherei (Name ist mir entfallen) und an dem dort außen stehenden Zeitungsständer mit der Bildzeitung vorbei, wo mein Vater jeden Morgen ein Exemplar für 10 Pfennig kaufte, mit den Worten, man muss auch mal „Deutsche Presse“ lesen können. (Wir kamen aus dem Saarland, was ja zu der damaligen Zeit noch zu Frankreich gehörte und wo man „deutsche Presse“ nicht lesen konnte.)

 

Die „Milchbar“ war zu Anfang noch eine kleine Holzbude mit einigen Tischen und Stühlen im Freien hinter einer hohen Ligusterhecke, in der Frau Bruhn (?) mit einem legendären roten Starmix Milchmixgetränke verschiedenster Geschmackrichtung zusammenmixte und verkaufte. Oft sah man den Sohn Markus eine Milchkanne aus dem Milchgeschäft der Familie in der Seestraße mit dem Fahrrad ranschleppen. In jedem Jahr wurde die „Milchbar“ größer bis sie schließlich die heutige Größe erreicht hatte.

 

Wir hatten unseren Strandkorb bei Landschoof gemietet. Mit dem „alten“ Landschoof unterhielt sich mein Vater oft und lange - auf Platt (Vater war gebürtiger Hamburger).

Größere Feste wurden im „Casino“ und der „Strandhalle“ gefeiert. In jedem Jahr war das „Highlight“ in einem anderen Saal, mal Casino, mal Strandhalle. Ich erinnere mich noch dunkel, dass meine Eltern auch mal in der Strandhalle zum “Ferienpaar“ des Jahres gewählt wurden.

Es herrschte eine sehr familiäre Stimmung in Dahme, was auch zum Ausdruck kam, dass in einem in Dahme erscheinenden „Blättchen“, die Gäste namentlich begrüßt wurden (Ich habe leider keinen Beleg dafür).

Treffpunkt für den Nachmittagskaffee mit Kuchen und abends für den Dämmerschoppen war „Die Hütte“ (Heute „Blöser“). Dort gab es nach Aussage meines Vaters ein gutes Bier und einen leckeren Eiergrog.

In den späteren Jahren, während meines Studiums, wurden meine Besuche in Dahme seltener. Erst als ich eine eigene Familie hatte, reisten wir wieder regelmäßig nach Dahme und verbringen viele Ferien dort.

 

Es hat sich in den Jahren viel in Dahme verändert; vieles zum Besten, aber auch vieles weniger gut. Dahme ist sehr viel größer geworden, wenn man bedenkt, dass die Saarstraße (Wir waren Saarländer und hatten deshalb eine besondere, enge Beziehung zu dieser Strasse) das Ende des Ortes war. Die familiäre Intimität von Dahme ist damit verloren gegangen,  ... kein Wunder. Aber für mich ist Dahme immer noch „das Bad der Ferien vom Ich“, mein Lieblingsbad.

von Reinald Hoffsten Okt 2021