DAS KRIEGERDENKMAL VON DAHMESHÖFT

Auf dem Ufergelände gegenüber dem Eingang zu seinem Sommerhaus „Meerfried“ in Dahmeshöved ließ Dr. Arthur Obst nach Kriegsausbruch am 02. August 1914 spontan auf eigene Kosten und vermutlich ohne Rücksprache mit der Gemeinde ein privates Kriegerdenkmal erbauen. Für ein privates Denkmal hatte es die respektable Größe von etwa 3 m Breite und 2 m Tiefe . Auf einer Unterkonstruktion aus kleineren Findlingen wurde ein größerer ovaler Findling platziert. Die Räume zwischen den Sockelfindlingen lockerte und zierte eine Blumenbepflanzung. Der Hauptstein war im oberen Drittel mit einem schwarzen Eisernen Kreuz mit einem weißen W (für Wilhelm) in der Mitte bemalt. In ausgewogenen Abstand darunter befand sich die Zeitspanne von 1914 – 1915. Die rechtwinklige Grundfläche des kleinen Denkmalplatzes wurde an den vier Ecken jeweils von einem Zementpfahl begrenzt. Zwischen den seitlichen Pfählen verlief im Bodenbereich eine Begrenzung von jeweils vier größeren Steinen, im oberen Bereich eine Bespannung zum Drapieren einer Girlande aus frischem Blattgrün.

 

Am 5. September 1915 wurde dieses ungewöhnliche Kriegerdenkmal eingeweiht. Zur Dokumentation und zum Bekenntnis zum Kaiserhaus und dem Vertrauen zum Deutschen Reich installierte Dr. Arthur Obst ein militärisches Szenario mit zwei Landsturmmännern als Posten unter Gewehr: links der Landsturmmann Jacob Keiflin, rechts der Landsturmmann Josef King. Tante Resi in der hinteren Reihe hielt die Weiherede, verfasst vom Hausherrn und Denkmalstifter Arthur Obst.  Links neben ihr Tante Litty und Edith, rechts neben ihr Frau Dr. Obst und der Hamburger Unternehmer Max Meyer. Der Junge neben dem Stein ist Max Meyer, die beiden Mädchen neben dem Stein sind Ingeborg Obst (links) und Ilse Goerner (rechts).

 

Der Inspirator, Denkmalstifter und Fotograf dieses denkwürdigen vaterländischen Geschehens ist Dr. Arthur Obst. Die Zeitspanne von 1914 bis 1915 auf dem Stein ist wohl eher seinem Wunschdenken entsprungen oder Vertrauensvorschuss auf eine schnelle Beendigung des Ersten Weltkrieges gewesen. Seine Motivation für die Errichtung des ersten Kriegerdenkmals in der Region liegt wohl in seiner Sozialisation und frühen Prägung in seinem deutsch-nationalen Elternhaus. Schon sein Vater Louis Obst hatte während seiner Ausbildung zum Post-Sekretär eine Affinität zum preußischen Militär. Nach seiner Ausbildung bei der kaiserlichen Post diente er im preußischen Heer und bestand aufgrund seiner Ausbildungsqualifikation die Prüfung zum Reserveoffizier. Vom zuständigen Ausbildungsoffizier Graf Kanitz wurde er deshalb zur Beförderung und Aufnahme als Leutnant der Reserve vorgeschlagen. An höchster Stelle in der militärischen Zuständigkeit wurde dieser Vorschlag im Sinne des vorherrschenden Zeitgeistes in der preußischen Truppe wie folgt kommentiert und entschieden: „Ein Leutnant aus unvermögendem Stande sei kein lustiger Anblick.“ Louis Obst versah also seinen Dienst bei der Kaiserlichen Post, blieb dem Kaiser-Haus verbunden und deutsch-national. Dafür wurde sein Sohn Walther preußischer Offizier, der Sohn Harald von Arthur Obst trug während seines Urlaubs in Dahmeshöved mit Vorliebe Uniform und im Familienalbum finden sich Fotos von Vater und Sohn in Uniform mit geschultertem Gewehr. Die Lateiner sagen nicht von ungefähr: „Semper aliquid haeret“, „es bleibt immer was hängen“!

 

Wie lange das Kriegerdenkmal an seinem Platz gestanden hat, ist unbekannt. Es kann angenommen werden, dass die Uferpartie mitsamt dem Denkmal nach ständiger Unterspülung infolge Sturmgeschehens weggebrochen ist. In der Nähe seines Standortes ist 1943 nahe dem Gehweg ein Gedenkstein von Hilmar Appel, Enkel von Dr. Obst, für seinen Schwager Harm Odemann errichtet worden, der Anfang 1943 als Sanitäter der deutschen Wehrmacht beim ersten Ansturm auf die Krim gefallen ist. Auch dieser Gedenkstein ist einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieges eine Tages von der See geholt worden und im Laufe der Zeit versandet.

 

 

Transkribiert aus dem Tagebuch Nr. 2 des Dr. Arthur Obst, S. 150, Staatsarchiv Hamburg, aufgezeichnet von Uwe Landschoof (2018).