Gewerkschaft Brigitta - eine Reise in unsere Vergangenheit

Von Frühjahr 1953 bis Ende 1957 führte die Gewerkschaft Brigitta insgesamt drei Bohrungen zur Exploration auf Erdöl und Erdgas durch.  Die Bohrungen fanden im Süden der Gemeinde Grube, nahe der Schnittstelle der vier Gemeinden Grube/ Dahme/ Kellenhusen/ Guttau (Grömitz) statt. Position 54o 12‘ 59,9‘‘ N,  11o 02‘ 14,1“ O.  Alle drei Bohrungen waren nicht fündig und wurden verfüllt.

 

Zum Glück ließen sich die Bohrprotokolle noch auftreiben, anhand derer wir eine gemeinsame Reise in unsere Urzeit vornehmen wollen.  Weiteres historisches Material steht nicht mehr zur Verfügung.

 

 

 

Das geologische Profil der Bohrung Cismar 3 zeigt uns dass in den ersten 40 – 45 m nur toniger Sand vorgefunden wurde.

Diese Tiefenschicht (Teufe) entspricht dem geologischen Zeitalter „Quartär“ (von 2,588 mya bis heute). Die Gletscher der Eiszeiten haben hier keine größeren Moränen/Endmoränen aufgebaut.

 

In den folgenden ca 160 m („Tertiär“ 66 – 2,88 mya) wurde hauptsächlich Ton, eine Sedimentart mit < 0,002 mm Teilchen-durchmesser, gefunden. Bei einer Tiefe von 201,6 m (66 mya) begannen dann die Mergelsteinschichten der Kreidezeit (mit Feuersteineinlagen). mya = Millionen Jahre vor unserer Zeit


Beim Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär, also vor 66 Millionen Jahren (mya) fand das letzte große Massenaussterben mit einem Artenschwund von ca 75% statt. U. A. starben die Dinosaurier aus. Als Ursache wird ein Meteoriteneinschlag in den heutigen Golf von Mexiko vermutet.


 

 

Bei einer Tiefe von 710 m wird das geologische Zeitalter des „Jura“ ( 201,3 – 145 mya), die Blütezeit der Dinosaurier, erreicht.

 

Im Bohrprotokoll wird noch die veraltete lithologische Bezeichnung „Keuper“  (235 – 199,6 mya) verwendet, die sich auch noch bis in die nächste geologische Periode des „Trias“ 252,2 – 201,3 mya) erstreckt. Zum Trias gehören auch die veralteten deutschen Bezeichnungen Muschelkalk (vor 243 bis 235 Millionen Jahren) in Schichten von 1135 – 1425 m Tiefe und Buntsandstein (251 – 243 mya) in 1425 – 2722 m Tiefe. 


 

 

Bei der Trias – Jura Grenze vor 201,3 mya fand ein weiteres Massensterben auf der Erde statt. Ca 70% allen Lebens starb aus, auch die Conodonten (Bild).

 

Vulkanismus und Klimakatasstrophen werden als Ursache angenommen.

 

Die Buntsandsteinzeit wird auch als „germanische Trias“ bezeichnet.

 

Diese Schichten (oberer, mittlerer und unterer Buntsandstein) bestehen aus Tonstein und Feinsandstein, also äußerst feinkörnigen Sedimenten. Sie erstrecken sich bis in 2722 m Tiefe (252,2 mya) und erzählen uns dass sich in all diesen Millionen Jahren keine Gebirge aufgetürmt haben, keine Erdbeben und keine Vulkanausbrüche. Vielmehr befanden wir uns während hunderter von Millionen Jahren in „seichten“ Gewässern (Schelfmeere), in denen sich kilometerdicke Sedimente ablagerten.

 

 

 Bei 2722 m Tiefe beginnen die Zechsteinschichten, die zum geologischen Zeitalter „Perm“ (298,5 – 252,2 mya) gehören.

 

 

 

 

Beim Übergang vom Perm zum Trias der sog. Perm-Trias-Grenze vor 252 mya trat das größte Massensterben der Geschichte der Erde ein.

 

75 % der an Land lebenden und  95 % der im Ozean lebenden Arten starben aus.

Der Superkontinent Pangaea brach auseinander , ein starker Temperaturanstieg  und sinkende pH-Werte im Meer aufgrund hoher Kohlendioxidgehalte führten zu einem Ozeanisch Anoxischen Ereignis (OAE).

 

 

Während des Perm entstand auch das Zechsteinmeer durch Einbruch von Salzwasser. Dieses flache Schelfmeer trocknete mehrfach aus und bildete kilometerdicke Salzlager , die noch heute bei Lüneburg, Staßfurt und an der Werra abgebaut werden.

 

Bild: Zechsteinmeer auf heutiger Europakarte.

Quelle: Wikipedia

Die Zechsteinlager, Zechstein 1 (Staßfurt Folge), Zechstein 2 (Werra Folge) bis Zechstein 6 (Mölln / Eider Folge) und Zechstein 7 (Fulda Folge) sind Steinsalzschichten mit mehr oder weniger Anhydrit (Gips).

Sie erstrecken sich zumindest bis zu einer Tiefe von 4500 m und damit ungefähr bis zur Grenze zwischen den geologischen Zeitaltern Perm und Karbon vor etwa 300 Millionen Jahren.

 

Unsere Ecke, d.h. das Bohrloch, hat dabei die meiste Zeit am Boden von Schelfmeeren gelegen und erst nach dem Ende der letzten Eiszeit das Licht des Tages erblickt. Es hat sich während dieser Zeit, aufgrund von tektonischen Kräften, aus tropischen Gewässern in der Nähe des Äquators bis in seine jetzige Position bewegt. 

 

Soweit unsere Zeitreise 300 Millionen Jahre zurück oder  4,5 km in die Tiefe. Während dieser Zeit hat die Erde dreimal ein großes Massenaussterben von mehr als 70% aller Arten erlebt und man stellt sich die Frage wann kommt das nächste?

 

Bild: Entwicklung des Artensterbens nach „World Scientists’ Warning to Humanity: A Second Notice“ 2017. Die Autoren werten diese Tendenz eindeutig als Massenaussterben.

 

Diese Entwicklung gilt nicht nur – mit einem Verlust von 60% aller Wirbeltierarten -  für Wirbeltiere sondern auch für Insekten (Stichwort Bienensterben) und die gesamte Flora (Stichworte Gentechnik, Monokulturen und Einsatz von Herbiziden und Fungiziden).

 

Sie betrifft nicht nur das Artensterben sondern auch das Klima. Anscheinend sind wir unweigerlich im Anthropozän, dem Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.